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FEMINALE DER MUSIK – Female Composers / Das ZKM ehrt Komponistinnen mit einem vierwöchigen digitalen Festival

Karlsruhe (ots) – http://www.zkm.de/feminale-der-musik

Montag bis Freitag, täglich um 18:00 Uhr

Im digitalen Raum kann das ZKM einen Beitrag zur Anerkennung musikalischer Leistungen herausragender Komponistinnen leisten, die im realen Raum der Konzerthallen leider immer noch unterrepräsentiert sind. Auf der Onlineplattform http://www.zkm.de/feminale-der-musik werden vom 6. April bis 1. Mai, montags bis freitags , ausgewählte Positionen vom 17. Jahrhundert bis heute vorgestellt: ein halbes Jahrtausend Kompositionen von Frauen.

Zu jeder Zeit und in jeder Biografie einer Komponistin gab es Hindernisse wie gesellschaftliche Zwänge, Neid und Engstirnigkeit männlicher Kollegen oder gar Berufsverbote, die diese bemerkenswerten Musikerinnen überwinden mussten, um kreativ arbeiten und veröffentlichen zu können. Einige waren zu Lebzeiten sehr bekannt, gerieten nach Ihrem Tod aber in Vergessenheit. Noch heute, im vordergründig offenen und demokratischen Informationszeitalter, wird Komponistinnen die Erlernung, Ausübung und Lehre in konservativen Strukturen erheblich erschwert.

Im Rahmen des Festivals werden täglich ein bis zwei Komponistinnen vorgestellt. Das Programm reicht dabei von frühen Vertreterinnen wie Francesca Caccini (1587-1640), Barbara Strozzi (1619-1677), Wilhelmine von Bayreuth (1709-1748), Lili Boulanger (1893-1918) und Mel Bonis (1858-1937) oder den Karlsruherinnen Clara Faisst (1872-1948) und Margarete Schweikert (1887-1957) bis hin zu zeitgenössischen Komponistinnen wie Olga Neuwirth, Rebecca Saunders und Adriana Hölszky.

Hintergrundinformationen und Hörbeispiele geben einen umfassenden Einblick in Leben und Werk der ausgewählten Komponistinnen. Live-Schaltungen mit Interviews, Screenings und Wohnzimmerkonzerten finden zusätzlich an ausgewählten Tagen, immer ab 18 Uhr, statt und werden sukzessive angekündigt.

Eine noch geringe Präsenz weiblicher Akteure im klassischen Musikwesen bestätigen die umfassenden statistischen Studien des Deutschen Kulturrat zum Frauenanteil in Kultur und Medien. In der Spielzeit 2014/15 stammten nur 14,5% der aufgeführten Opern an deutschsprachigen Häusern aus der Feder einer Frau. Wenig? Statistisch gesehen ist dieser Frauenanteil bereits ein enormer Anstieg. In der Spielzeit 1994/95 waren es vergleichsweise kaum 3%. Aufführungen von Operetten einer Komponistin hingegen, gab es zwischen 1994 und 2015 keine Einzige. 2017/18, nach Zahlen der „neuen musikzeitung“, kamen auf 441 analysierte Premieren in deutschen Konzerthäusern nur vier Stücke von einer Frau. Immerhin, laut einer weltweiten Analyse von Bachtrack, eine der größten Websites für Klassische Musikvermittlung, die im vergangenen Jahr 30.551 Konzerte und Opernaufführungen international renommierter Häuser auswertete, stieg die Zahl der Frauen unter den „Top 100 Composers“ zeitgenössischer Musik von 7 im Jahr 2016 auf 24 Komponistinnen im Jahr 2019. Kriterien für diese Auswahl wurden jedoch nicht mit veröffentlicht. In Schulbüchern hingegen, liegt der Anteil vorgestellter Komponistinnen nach wie vor bei 0%. Solche Zahlen belegen exemplarisch die große Diskrepanz zwischen angestrebter und realer geschlechtlicher Parität, die sich auch in anderen Bereichen der Kulturlandschaft ablesen lässt.

Am ZKM haben in den vergangenen 30 Jahren 47 Komponistinnen in Residenz neue Werke entwickelt. Einen Teil ihrer Werke aus den Bereichen elektronische Komposition, Neue Musik und Hörspiel stellen wir in diesem Rahmen erneut vor. Der renommierte Giga-Hertz-Hauptpreis des ZKM und des SWR für das Lebenswerk im Bereich elektronische Komposition des ZKM und des SWR ging in drei von 12 Fällen an eine Komponistin: Pauline Oliveiros, Laurie Anderson und Éliane Radigue.

Unser Dank gegenüber allen Persönlichkeiten, die mit Mut und Energie trotz Hindernissen, zur Vielfalt der Musikkultur beitragen, stellvertretend für alle Komponistinnen, Musikerinnen, Künstlerinnen, ist groß. Die kurzfristige Umsetzung von FEMINALE DER MUSIK – Female Composers war nur mit der unkomplizierten Unterstützung unserer KooperationspartnerInnen möglich. Dieses Festival verstehen wir als Sprachrohr für Initiativen, die sich für die Sichtbarmachung und Gleichstellung speziell von Frauen im Bereich Musik engagieren. Einige dieser Initiativen tun dies bereits seit über 30 Jahren. Wir danken: Archiv Frau und Musik, Frankfurt, grapefruits, musica femina münchen, der Hochschule für Musik Karlsruhe, dem SWR und dem Deutschen Kulturrat.

Initiiert von Peter Weibel

Kuratiert und organisiert von Lisa Bensel und Dominique Theise

KooperationspartnerInnen

Archiv Frau und Musik, Frankfurt ( http://www.archiv-frau-musik.de/ )

Das Archiv Frau und Musik ist eine internationale Forschungsstätte und bietet WissenschaftlerInnen wie MusikerInnen gleichermaßen einen umfassenden Fundus an Quellen wie Noten und Literatur, aber auch zahlreiche Tonaufnahmen, hunderte Bildmaterialien und Manuskripte. Darüber hinaus leistet das Archiv Vermittlungsarbeit für Bildungseinrichtungen aller Art, veranstaltet Konzerte und Konferenzen und fördert Komponistinnen mit einem Composer in Residence-Stipendium.

grapefruits ( http://grapefruits.online/ )

grapefruits ist ein Fanzine über Komponistinnen und Klangkünstlerinnen von Nathalie Brum, Elisa Kühnl, Elisa Metz und Theresa Nink. Es entstand 2019 am Institut für Musik und Medien, Düsseldorf mit Unterstützung von

Prof. Dr. Heike Sperling und Prof. Dr. Swantje Lichtenstein.

musica femina münchen ( http://www.musica-femina-muenchen.de/ )

musica femina münchen engagiert sich seit über 30 Jahren dafür, dass die Werke von Komponistinnen bekannt und qualifiziert aufgeführt werden. Der Verein setzt sich dafür ein, dass Werke und Namen von Komponistinnen in den Programmen aller kleinen und großen Orchester viel stärker präsent sind.

Hochschule für Musik Karlsruhe ( http://www.hfm-karlsruhe.de )

Die Hochschule für Musik Karlsruhe stellt sich entschieden gegen jede Diskriminierung. Sie steht für Förderung von Vielfalt und die selbstverständliche Gleichstellung aller Geschlechter. In Ihren Bibliotheken beherbergt sie umfangreiche Sammlungen an Notenmaterial sowie Konzertaufnahmen von Werken historischer und zeitgenössischer Komponistinnen.

SWR ( http://www.swr.de )

Der SWR setzt sich als öffentliche Rundfunkanstalt für die Sichtbarmachung von Komponistinnen ein und hat bereits mehrere Sendereihen sowie Aufnahmen von Komponistinnen produziert.

Deutscher Kulturrat ( http://www.kulturrat.de )

Der Deutsche Kulturrat e.V. ist der Spitzenverband der Bundeskulturverbände. Er regt kulturpolitische Diskussion auf allen politischen Ebenen an. Er veröffentlichte die Studie „Frauen in Kultur und Medien“ und setzt sich seitdem mich einem Projektbüro unter der Schirmherrschaft von Monika Grütters explizit für die Vernetzung und Sichtbarmachung von Frauen in Kultur und Medien ein.

Pressekontakt:

Dominika Szope
Pressesprecherin
Tel: 0721 / 8100 – 1220

E-Mail: presse@zkm.de http://www.zkm.de/presse

ZKM | Zentrum für Kunst und
Medien Karlsruhe
Lorenzstraße 19
76135 Karlsruhe

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/102599/4566442
OTS: ZKM Karlsruhe

Original-Content von: ZKM Karlsruhe, übermittelt durch news aktuell

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