In vielen Berufsschulen wird aus Hoffnung Enttäuschung – nicht durch den Beruf, sondern durch die Art, wie er vermittelt wird. Wenn Lehrkräfte Empathie vermissen lassen und Kritik entmutigt statt bestärkt, verlieren motivierte Schüler den Glauben an sich selbst – mit weitreichenden Folgen für unsere Gesellschaft.
Zahlreiche Branchen klagen über einen wachsenden Mangel an qualifizierten Fachkräften – besonders im sozialen Bereich wie der Kinderpflege. Während politische Debatten um Ausbildungsreformen und Vergütungsmodelle kreisen, wird ein entscheidender Aspekt häufig übersehen: die schulische Realität, in der viele potenzielle Nachwuchskräfte frühzeitig scheitern. Denn der Grundstein für berufliches Engagement und Identifikation wird nicht erst im späteren Berufsalltag gelegt – Fachkräftemangel beginnt im Klassenzimmer.
Fachkräftemangel beginnt im Klassenzimmer
Ein oft übersehener Ursprung des Fachkräftemangels liegt im Bildungssystem selbst – genauer gesagt im Umgang zwischen Lehrkräften und Auszubildenden. In zahlreichen Berufsschulen fehlt es nicht an Lehrplänen oder fachlichen Inhalten, sondern an pädagogischer Haltung und emotionaler Kompetenz. Statt Orientierung, Motivation und wertschätzender Begleitung erfahren viele Schüler und Schülerinnen – insbesondere in sozialen Berufen wie der Kinderpflege – Entmutigung, Respektlosigkeit und mangelndes Einfühlungsvermögen. Dabei sind gerade Empathie, Kommunikation und psychische Stabilität die Schlüsselqualifikationen in diesen Berufen. Wenn jedoch bereits im Klassenzimmer das Fundament für diese Kompetenzen untergraben wird, verlieren potenzielle Fachkräfte nicht nur das Vertrauen in sich selbst, sondern auch die Motivation, ihren beruflichen Weg weiterzuverfolgen.
Zwischen Berufung und Frust: Warum angehende Fachkräfte scheitern
Der Weg in soziale Berufe wie die Kinderpflege ist für viele Auszubildende nicht nur eine Karriereentscheidung, sondern Ausdruck einer inneren Haltung – geprägt von Mitgefühl, Verantwortungsbewusstsein und dem Wunsch, gesellschaftlich etwas zu bewirken. Doch genau dieses berufliche Engagement wird in der schulischen Realität allzu häufig konterkariert. Statt auf eine fördernde Lernatmosphäre treffen viele Berufsschüler auf Unterrichtskulturen, in denen Empathie fehlt und menschliche Entwicklung zweitrangig erscheint.
Kritik wird dabei nicht als Impuls zur Verbesserung verstanden, sondern als Ausdruck von Überforderung oder Gleichgültigkeit seitens der Lehrkräfte. Fehlverhalten wird nicht analysiert, sondern verurteilt. Lernschwierigkeiten werden nicht pädagogisch begleitet, sondern stigmatisiert. Dies führt zu einem emotionalen Klima, in dem Angst vor Fehlern, Rückzugsverhalten und Selbstzweifel dominieren – ausgerechnet in einem Berufsumfeld, das auf Offenheit und Beziehungsfähigkeit angewiesen ist.
Der Widerspruch zwischen der ursprünglichen Motivation vieler Auszubildender und der Realität in der Berufsschule erzeugt Frust und Resignation. Wer kontinuierlich signalisiert bekommt, nicht zu genügen oder nicht ernst genommen zu werden, verliert früher oder später den Mut, sich weiter zu engagieren. Daraus resultieren Ausbildungsabbrüche, eine langfristige Entfremdung vom Beruf und letztlich ein Verlust potenziell hochqualifizierter Fachkräfte – ein gesellschaftliches Defizit, das vermeidbar wäre, wenn pädagogische Qualität und emotionale Intelligenz im Zentrum der beruflichen Bildung stünden.
Der stille Rückzug: Ausbildungsabbrüche und ihre Folgen

Erziehung ist so vielfältig wie die Menschen, die sie ausüben – geprägt von kulturellem Hintergrund, familiären Erfahrungen und individuellen Werten. In der Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher trifft diese Vielfalt auf ein System, das allzu oft versucht, junge Menschen in ein starres Raster zu pressen. Viele Lehrkräfte in Berufsschulen begegnen Auszubildenden mit vorgefassten Meinungen, behandeln kulturelle Unterschiede als Defizite und setzen voraus, dass nur ein einziger Weg zum „richtigen Erziehen“ führt. Statt Offenheit und Neugier erleben Schüler und Schülerinnen Besserwisserei, Pauschalisierung und fehlende Sensibilität.
Besonders problematisch wird dies, wenn Lehrkräfte keinen Zugang zu Schülern aus anderen sozialen oder kulturellen Milieus finden – sei es aus mangelnder Erfahrung, fehlender Reflexion oder schlicht aus Desinteresse. Wer sich unverstanden, abgewertet oder nicht zugehörig fühlt, zieht sich zurück. In der Kinderpflege, wo Empathie, interkulturelle Kompetenz und emotionale Intelligenz zentrale Voraussetzungen sind, kann dieser Rückzug fatale Folgen haben: motivierte Talente kehren der Ausbildung den Rücken – nicht, weil sie dem Beruf nicht gewachsen wären, sondern weil sie keine Wertschätzung erfahren.
Die Zahl der Ausbildungsabbrüche im sozialen Bereich steigt kontinuierlich. Der Grund liegt selten in mangelnder fachlicher Eignung, sondern in einem schulischen Klima, das weder Vielfalt zulässt noch individuelle Stärken erkennt. Viele Auszubildende bringen eine natürliche Begabung im Umgang mit Kindern mit, zeigen großes Engagement und verfügen über Lebenserfahrungen, die wertvoll für den Beruf sind. Doch ohne Rückhalt durch empathische und reflektierte Lehrkräfte bleibt dieses Potenzial ungenutzt. Der Verlust betrifft nicht nur die Einzelnen – er trifft die gesamte Gesellschaft in Form von fehlenden Fachkräften in einem Beruf, der dringend gebraucht wird.
Tabelle: Gründe für Ausbildungsabbrüche in sozialen Berufen (Beispieldaten)
Hauptgrund | Prozentualer Anteil | Typische Aussagen der Betroffenen |
---|---|---|
Fehlende Unterstützung | 35 % | „Ich wurde mit meinen Problemen allein gelassen.“ |
Demotivierendes Lehrpersonal | 30 % | „Man hat mich spüren lassen, dass ich nicht genüge.“ |
Mangelnde Praxisbezüge | 20 % | „Der Unterricht hatte wenig mit dem Berufsalltag zu tun.“ |
Persönliche Belastung | 15 % | „Ich konnte Beruf und Leben nicht in Einklang bringen.“ |
Wenn Kritik nicht weiterbringt, sondern blockiert

Kritik gehört unweigerlich zur beruflichen Ausbildung – sie soll Lernprozesse anstoßen, Fehler reflektierbar machen und die persönliche Weiterentwicklung fördern. Doch genau daran scheitern viele Lehrkräfte: Nicht die Kritik an sich ist das Problem, sondern wie sie vermittelt wird. Häufig geschieht dies in einem Ton, der abwertend wirkt, bloßstellt oder den Eindruck erweckt, die Lehrkraft wolle sich über die Auszubildenden erheben. Statt Motivation entsteht ein Gefühl der Ablehnung – ein emotionaler Rückschritt mit gravierenden Folgen.
„Der Ton macht die Musik“ – diese alte Redewendung trifft den Kern des Problems. Denn konstruktive Kritik lebt von Empathie, Fingerspitzengefühl und dem aufrichtigen Wunsch, den anderen zu stärken, nicht zu brechen. Viele Auszubildende nehmen Kritik nicht deshalb persönlich, weil sie sensibel sind, sondern weil sie in einem destruktiven oder schulmeisterlichen Stil geäußert wird. Dabei ließe sich dieselbe inhaltliche Botschaft auch ermutigend formulieren: mit anerkennender Sprache, konkreten Verbesserungsvorschlägen und dem Signal, dass man dem Gegenüber etwas zutraut.
Professionelle Lehrkräfte verstehen es, Fehler als Lernchance darzustellen – nicht als Makel. Sie schaffen eine Kultur des Vertrauens, in der Rückmeldungen nicht als Strafe, sondern als Unterstützung empfunden werden. Gerade in sozialen Berufen wie der Kinderpflege, wo Kommunikation und Beziehungsarbeit zentrale Kompetenzen darstellen, ist es unerlässlich, diese Haltung vorzuleben. Kritik, die empathisch und lösungsorientiert geäußert wird, kann zu einem kraftvollen Motor der Entwicklung werden. Doch wo sie verletzend, unreflektiert oder gar spöttisch ausfällt, blockiert sie nicht nur das Lernen – sie treibt engagierte Menschen aus einem Berufsfeld, das sie dringend benötigt.
Empathie lehren – und vorleben
Im sozialen Berufsfeld entscheidet nicht allein das Fachwissen über die Qualität der späteren Berufsausübung, sondern vor allem die persönliche Haltung. Empathie ist dabei keine theoretische Kompetenz, sondern ein gelebter Wert – und genau hier beginnt die pädagogische Verantwortung der Lehrkräfte. Wer angehende Fachkräfte ausbildet, muss nicht nur Wissen weitergeben, sondern Vorbild sein: im Umgangston, im Verhalten bei Konflikten und in der Art, wie Unterschiede wahrgenommen und behandelt werden.
Empathie zu lehren bedeutet, sie erfahrbar zu machen. Das gelingt nur durch eine respektvolle, zugewandte Lernatmosphäre, in der Schwächen nicht abgewertet, sondern als Teil des individuellen Lernprozesses verstanden werden. Wenn Lehrkräfte selbst mitfühlend, offen und wertschätzend auftreten, lernen die Schüler ganz selbstverständlich, diese Haltung auch gegenüber Kindern, Eltern und Kollegen einzunehmen. So entsteht ein Bildungsklima, das nicht nur Kompetenzen stärkt, sondern auch Persönlichkeiten formt.
Besonders in der Kinderpflege sind es diese Soft Skills – emotionale Intelligenz, Geduld, Sensibilität –, die den Berufsalltag prägen. Eine Ausbildung, die diese Qualitäten nicht berücksichtigt oder gar unterdrückt, verfehlt ihr Ziel. Lehrkräfte, die Empathie vorleben, tragen nicht nur zur fachlichen, sondern auch zur menschlichen Entwicklung der Auszubildenden bei. Sie wecken Begeisterung für den Beruf, stärken das Selbstbild und leisten damit einen zentralen Beitrag zur Lösung des Fachkräftemangels. Denn wer sich verstanden und unterstützt fühlt, bleibt – im Beruf, im Team, in der Gesellschaft.
Systemversagen mit gesellschaftlichen Folgen
Der Mangel an Empathie und pädagogischer Sensibilität bei Lehrkräften ist kein Einzelfall und kein regionales Problem – es handelt sich um ein strukturelles Versagen mit weitreichenden Folgen. Berufsschulen unterliegen bislang kaum einer qualitativen Kontrolle in Bezug auf das Verhalten und die Wirkung des Lehrpersonals. Weder die Zahl der Ausbildungsabbrüche noch die auffällige Notenverteilung in bestimmten Klassen scheinen systematisch erfasst oder kritisch hinterfragt zu werden. Dabei könnten genau diese Daten wertvolle Hinweise darauf liefern, wo Missstände bestehen und welche Lehrmethoden oder Lehrkräfte nachweislich demotivieren.
Wenn in einzelnen Klassen regelmäßig eine hohe Anzahl an Abgängen verzeichnet wird oder ein Großteil der Schüler mit schlechten Noten auffällt, sollte dies nicht als individuelles Versagen der Auszubildenden gewertet werden, sondern als Warnsignal für ein tieferliegendes Problem. Doch häufig bleibt die Reaktion der Schulleitung aus. Statt die Ursachen zu analysieren und gezielte Unterstützung anzubieten, verschließen viele Direktoren die Augen – aus Bequemlichkeit, Loyalität gegenüber dem Kollegium oder Angst vor strukturellem Eingeständnis.
Dabei ist genau dieser Blick auf die interne Entwicklung entscheidend. Eine verantwortungsvolle Leitung müsste gezielt hinterfragen, warum in bestimmten Bildungsgängen oder bei einzelnen Lehrkräften überdurchschnittlich viele Schüler scheitern oder abbrechen. Werden Lehrkräfte ausreichend fortgebildet? Gibt es Feedbacksysteme für Schüler? Wie wird auf pädagogische Fehlentwicklungen reagiert?
Das Bildungssystem verfehlt seine gesellschaftliche Aufgabe, wenn es nicht die Lernenden in den Mittelpunkt stellt, sondern institutionelle Routinen schützt. Jeder verlorene Auszubildende in der Kinderpflege ist nicht nur ein persönliches Scheitern, sondern ein Verlust für die gesamte Gesellschaft. Nur durch datengestützte Analyse, mehr Transparenz und verbindliche Qualitätsstandards kann verhindert werden, dass potenzielle Fachkräfte systematisch demotiviert werden – ausgerechnet dort, wo sie gefördert werden sollten.
Gegenmodelle: Was gute Berufsschulen anders machen

Trotz der weit verbreiteten Problematik gibt es auch Berufsschulen, die zeigen, wie es anders geht – und besser. Diese Einrichtungen begreifen Ausbildung nicht als reines Vermitteln von Fachwissen, sondern als ganzheitlichen Entwicklungsprozess. Sie setzen auf Coaching-Ansätze, stärken die Feedbackkultur und beschäftigen Ausbilder, die psychologisch geschult sind und ihre Rolle als Mentoren mit hoher Verantwortung wahrnehmen. Statt Defizite zu betonen, werden individuelle Stärken erkannt und gezielt gefördert.
Besonders in der Kinderpflege können Berufsschulen, die kulturelle Vielfalt und soziale Unterschiede als Ressource verstehen, einen echten Wandel anstoßen. Viele Auszubildende bringen wertvolle Lebenserfahrung mit – sei es durch ihre eigene familiäre Herkunft, ihre Sprache, kulturelle Prägungen oder durch herausfordernde Biografien. An guten Berufsschulen werden diese Unterschiede nicht nivelliert oder ignoriert, sondern als Potenziale anerkannt. Interkulturelle Kompetenz, Resilienz und soziale Sensibilität sind Qualitäten, die gerade im Umgang mit Kindern aus verschiedenen Lebensrealitäten von unschätzbarem Wert sind.
Solche Schulen arbeiten mit integrativen Lernkonzepten, schaffen Räume für Austausch, fördern gegenseitiges Verständnis und legen besonderen Wert auf Beziehungsarbeit. Sie erkennen, dass nicht jede Schülerin und jeder Schüler mit denselben Voraussetzungen startet – und entwickeln gezielte Maßnahmen, um unterschiedliche Bildungsbiografien auszugleichen, statt sie als Hindernis zu betrachten. Vielfalt wird hier nicht als Problem, sondern als Bereicherung für den Beruf gesehen.
Darüber hinaus investieren diese Schulen in Weiterbildung und Supervision für Lehrkräfte, um blinde Flecken im Umgang mit Diversität und Empathie zu erkennen und zu korrigieren. Es geht nicht darum, jedes Problem zu lösen, sondern eine Haltung zu etablieren, die auf Wertschätzung, Vertrauen und Entwicklungsfreude basiert. Nur so kann es gelingen, Auszubildende nicht nur fachlich, sondern auch menschlich zu stärken – und sie auf eine Aufgabe vorzubereiten, die tief in unser gesellschaftliches Fundament hineinwirkt.
Wer Empathie sät, erntet Zukunft
Die Zukunft sozialer Berufe beginnt nicht erst im Kindergarten, sondern in der Berufsschule – dort, wo junge Menschen lernen, wie man begleitet, unterstützt und Verantwortung übernimmt. Doch wenn Lehrkräfte selbst nicht begleiten, nicht verstehen, nicht stärken, wird aus einem Ort des Lernens ein Ort der Entmutigung. Die Kinderpflege – ein Berufsfeld, das wie kaum ein anderes auf Mitgefühl und Menschlichkeit angewiesen ist – verliert dadurch Talente, Ideen und Engagement.
Empathie darf kein Unterrichtsthema unter vielen sein, sondern muss gelebter Standard werden. Wer Vielfalt ignoriert, Kritik als Waffe statt als Werkzeug einsetzt und Bildung auf Noten reduziert, trägt zur Erosion eines Systems bei, das dringend Stabilität braucht. Es ist Zeit, Berufsschulen nicht nur fachlich zu denken, sondern menschlich. Denn nur wer junge Menschen mit Respekt, Offenheit und Vertrauen behandelt, macht sie zu Fachkräften, die unsere Gesellschaft tragen können. Bildung ist keine Einbahnstraße – sie wirkt in beide Richtungen. Und wer in der Ausbildung Menschlichkeit vorlebt, verändert mehr als nur einen Lebenslauf: Er verändert die Zukunft.
Weiterführende Informationen:
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Mehr zur Bedeutung emotionaler Kompetenzen in der Ausbildung: Soziale Berufe im Wandel
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Wie Berufsschulen reformiert werden können: Deutsches Schulportal – Berufliche Bildung stärken
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Kurzzusammenfassung:
Fehlende Empathie, destruktive Kritik und mangelnde Sensibilität gegenüber kultureller Vielfalt führen in Berufsschulen zu Demotivation, Ausbildungsabbrüchen und einem Verlust potenzieller Fachkräfte – besonders im Bereich Kinderpflege. Eine fördernde Lernkultur, respektvolle Kommunikation und die Anerkennung individueller Stärken sind zentrale Voraussetzungen, um Auszubildende nachhaltig zu stärken. Schulen, die Vielfalt als Ressource begreifen und auf Mentoring statt Sanktion setzen, leisten einen entscheidenden Beitrag zur Fachkräftesicherung und zur Qualität sozialer Berufe.