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Gestaltung öffentlicher Mobilität im ländlichen Raum

Im Pilotprojekt »Mobilität neu denken« hat das CeRRI des Fraunhofer IAO gemeinsam mit Partnern ein übertragbares Modell für die Gestaltung der öffentlichen Mobilität am Beispiel der Region Bayerischer Wald entwickelt. Mit Hilfe eines ko-kreativen Prozesses gelang dabei die Einbeziehung der Bürger*innen. Die abschließende Studie beinhaltet Empfehlungen und Erkenntnisse für diverse Handlungsfelder.

Demographischer Wandel, Urbanisierung, Individualisierung und Veränderungen des Mobilitätsverhaltens einerseits sowie technologische Entwicklungen und Digitalisierung andererseits erfordern und ermöglichen zugleich, Mobilität neu zu denken und spezielle Lösungen zu entwickeln – auch für den ländlichen Raum. Vor diesem Hintergrund hat das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr das Pilotprojekt »Mobilität neu denken« mit dem Ziel gefördert, anhand ausgewählter Landkreise aus der Entwicklungsregion Bayerischer Wald ein mit der Öffentlichkeit erarbeitetes und auf andere Räume übertragbares Modell für die Gestaltung öffentlicher Mobilität im ländlichen Raum zu entwickeln. »Ich freue mich, dass meine Idee der ganzheitlichen Betrachtung aller Verkehrsmittel sowie die Möglichkeiten der Digitalisierung von der Staatsregierung aufgegriffen wurde. Mit den nun vorliegenden Erkenntnissen und Handlungsempfehlungen können neue Wege einer zukunftsweisenden Mobilität offensiv beschritten werden«, so Manfred Eibl, MdL und Initiator der Studie. Das Projekt wurde vom Center for Responsible Research and Innovation CeRRI des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO koordiniert und gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, den Landkreisen Freyung-Grafenau, Passau und Regen sowie der Stadt Passau durchgeführt. In der Studie »Mobilität neu denken« sind neben den Empfehlungen für die gesamte Untersuchungsregion auch das detaillierte Vorgehen sowie die Methodik zum Einbezug der identifizierten gesellschaftlichen Anforderungen zu finden.

Zukunftsfähige und bedarfsorientierte Gestaltung durch ko-kreativen Ansatz

Die Entwicklung des Mobilitätskonzepts erfolgte mit Hilfe eines wissenschaftlich fundierten und übertragbaren ko-kreativen Prozesses, der iterativ gesellschaftliche Bedürfnisse und Ideen sowie technologische Möglichkeiten zusammenbringt. Durch die frühzeitige und umfassende Einbindung der Bürger*innen und Stakeholder über innovative Dialogformate gelang es dem Forschungsteam des CeRRI, die Heterogenität der Region abzubilden und Anforderungen an die zukünftige Mobilität zu identifizieren. Diese wurden in einem »Zukunftsbild Mobilität 2030« zusammengefasst, woraus die Fraunhofer-Expert*innen ein Modell für die Gestaltung öffentlicher Mobilität im ländlichen Raum mit diversen Handlungsfeldern ableiten konnten. Ausgehend von diesem Modell konnten sie die Lösungsansätze und konkreten Empfehlungen für die Untersuchungsregion erarbeiten, um vom aktuellen IST-Zustand in Richtung des gewünschten Zustands – dem Zukunftsbild Mobilität 2030 – zu gelangen. Am Beispiel der Landkreise Freyung-Grafenau, Passau und Regen sowie der Stadt Passau im Bayerischen Wald wird deutlich, wie dieses gesellschaftsorientierte Mobilitätsmodell eingesetzt werden kann.

Ganzheitliche Ansätze und umfassendes Mobilitätsverständnis sind gefordert

Die Handlungsfelder und Lösungsansätze der Studie sind so formuliert, dass sie als eine Art Checkliste bei der Entwicklung zukünftiger Mobilitätskonzepte in ländlichen Regionen genutzt werden können, da es hierbei vielfältige Dimensionen zu berücksichtigen gibt: von der Koordination der verschiedenen Verkehrsangebote über den Ausbau der dafür notwenigen Infrastruktur bis hin zur Kundeninformation vor Ort (siehe Abbildung).

»Aus den Ergebnissen der Studie wurde deutlich, dass es mit der Fokussierung auf einen Aspekt allein nicht getan ist, um die Mobilität attraktiver zu gestalten«, resümiert Fabian Schroth, Projektleiter am CeRRI. »Zwar sind digitale Lösungen wie beispielsweise Sharing-Apps auch für ländliche Regionen relevant, aber auch Bus-, Bahn- und Fahrradangebote müssen aufeinander abgestimmt sein bis hin zur funktionierenden Fahrgastinformationsanzeige an der Bushaltestelle. Alle Mobilitätsformen müssen zusammengedacht werden, um die verschiedenen Bereiche synergiebringend zu verbinden.« Dabei gehört Datengetriebene Mobilität zu den wichtigsten Stellschrauben zur Beachtung und Befriedigung der Kundenwünsche, wie Nicole Wagner-Hanl, Expertin für Informationslogistik und Personenmobilität am Fraunhofer IML, erklärt: »Der Reisende wünscht sich Informationen aus einer Hand. Das bedeutet, dass Informationen zuverlässig, personalisiert und in Echtzeit über die gesamte Reisekette hinweg zur Verfügung stehen müssen und einheitliche Buchungs- und Bezahlungsmöglichkeiten bestehen. Erst wenn Angebote transparent dargestellt werden, vernetzt und einfach zugänglich sind, kann datengetriebene Mobilität im ländlichen Raum greifen.«

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