Viva l“Italia

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12. Louis Lewandowski Festival mit italienischer Synagogalmusik aus fünf Jahrhunderten

Bei wem die bisherigen elf Louis Lewandowski Festivals in Berlin und Potsdam den Eindruck verfestigt haben sollten, dass es bei synagogaler Musik immer ernst und getragen, auch melancholisch sowie mit Tiefe und Bedeutung vermittelndem Pathos zugehen müsse – quasi zwangsläufig angesichts der über 2000-jährigen Unterdrückungs-, Ausgrenzungs- und Verfolgungsgeschichte der jüdischen Nation -, den werden die diesjährigen Konzerte, vom pre opening am 14. bis zum gemeinsamen Abschlusssingen aller beteiligten Chöre am 18. Dezember, eines anderen belehren. Das Motto des Chorfestes lässt da schon einiges erahnen – „Viva l“Italia“, von Rossi bis Rossini. Dazu Festivaldirektor Nils Busch-Petersen: „Wir hatten Corona, das Festival 2021 musste ausfallen, und die Themen der vorangegangenen Festivals waren alle sehr, sehr ernst. Deswegen sollte 2022 einen optimistischen Kontrapunkt setzen. Und da erinnerten wir uns an die barocke italienische Synagogalmusik eines Salomon Rossi, von der wir Kostproben bereits auf dem Festival 2016 gehört hatten. Keine gedeckten Töne, sondern sanguinische Klangfülle wie bei Händel und Bach …“
Als Knotenpunkt der Weltkultur ist Italien – auf Hebräisch I-Tal-Yah, „Insel des göttlichen Taus“ – seit über zweitausend Jahren ein Zufluchtsort für jüdische Menschen gewesen, die anderenorts vertrieben worden waren – aus Judäa, aus Spanien, aus … Sie brachten ihre Dialekte, ihre Speisen, ihre Bräuche mit. Und ihre Musik. Die Geschichte speziell der synagogalen Musik in Italien lässt sich 500 Jahre zurückverfolgen, bis in die Renaissance – eine Zeit, in der es in Deutschland noch gar keine Synagogalmusik gab -, und nahm von da an eine lebendige Entwicklung.
Allerdings hat der durch den Zweiten Weltkrieg verursachte Epochebruch auch in Italien seine Spuren hinterlassen: Aufgrund von Migration, Verfolgung und Assimilierung sind viele der bis vor dem Zweiten Weltkrieg lebendigen musikalischen Traditionen inzwischen nur noch in verborgenen Quellen zu finden. Eine erhebliche Herausforderung für Regina Yantian, der die künstlerische Leitung des Festivals und die Verantwortung für das Programm obliegt. Doch sie wurde fündig – in Rom und in Jerusalem.
Über den ersten „Fundort“ berichtet sie: „In der Jüdischen Gemeinde in Rom wurde ich unheimlich offen und herzlich aufgenommen wurde. Das lief über den Präsidenten des italienischen Chores Coro Ha-Kol, der in diesem Jahr auch zum Festival kommen wird, weil es sich genau dem Anliegen widmet, das die Jüdische Gemeinde in Rom ebenfalls verfolgt: Wiederentdeckung und Aufführung italienischer Synagogalmusik. Ich wurde in Rom von der Präsidentin der jüdischen Gemeinde empfangen, vom Oberrabbiner, dem Kantor, dem Archivar und weiteren kundigen Menschen, die mir halfen, Material zu sichten und zu kopieren und die schließlich dazu beitrugen, hier in Berlin die notwendigen Transliterationen der alten Texte korrekt durchzuführen.“
Und in Jerusalem? In der dortigen Nationalbibliothek stieß Regina Yantian auf einen ganzen Raum voller Musikliteratur aus Jüdischen Gemeinden in Italien. Welche Bewandtnis es damit hat, schilderte sie folgendermaßen: „Der 1925 in Berlin geborene israelische Musikwissenschaftler Israel Adler studierte in den 1950er bis Anfang der 1960er Jahre in Paris an der Sorbonne und erfuhr von den unglaublichen musikalischen Schätzen vieler kleiner jüdischer Gemeinden in Norditalien, die nach der Shoa aufgehört hatten zu existieren. Er besorgte sich einen Lastwagen, fuhr hin, lud, was er an Noten finden konnte, ein und brachte diese in die Nationalbibliothek nach Jerusalem. Was ich unter diesen handschriftlichen Schätzen gefunden habe ist unglaublich.“
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Die diesjährigen Festival-Konzerte werden von fünf Chören aus fünf Ländern bestritten.
Die Profeti della Qinta sind ein Ensemble, das von Elam Rotem in Galiläa, Israel, gegründet wurde. Es ist derzeit in Basel, Schweiz, ansässig, wo seine Mitglieder weiterführende Studien an der Schola Cantorum Basiliensis absolvierten.
Die Kol Zimrah Jewish Community Singers reisen aus Chicago an, wo sie 1996 als Gemeindechor begannen. Heute umfasst die Gruppe Mitglieder aus verschiedenen Synagogen im Großraum Chicago sowie einige Sänger, die keiner Gemeinde angehören.
Der Coro Ha-Kol wurde 1993 auf Initiative einiger Sänger des Tempio Maggiore, der größten Synagoge Roms, sowie anderer Liebhaber der jüdischen Musiktradition gegründet.
Der Adi Classical Young Choir des New Vocal Ensemble aus Israel wurde 2006 von Yishai Shteckler und Goni Bar Sela gegründet. Seit 2009 zeichnet Musikdirektor und Dirigent Oded Shomrony verantwortlich.
Das Synagogal Ensemble Berlin wurde 2002 von Regina Yantian als Konzertensemble gegründet. Es besteht aus bis zu 16 professionellen Sängern, die an internationalen Opernhäusern arbeiten und als freischaffende Konzertsänger unter anderem auch im Chor der Berliner Synagoge Pestalozzistraße tätig sind.

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Festivaldirektor: Nils Busch-Petersen
Künstlerische Leitung: Regina Yantian
Festivalbüro: Carolyn Naumann

Festivalablauf sowie weitere Informationen: www.louis-lewandowski-festival.de
Kartenreservierungen: reservierung@louis-lewandowski-festival.de
Facebook: www.facebook.com/LewandowskiFestival

Kontakt:
Verein der Freunde und Förderer des Synagogal Ensemble Berlin e.V.
Mehringdamm 48, 10961 Berlin, Tel. +49 (0) 172-910 41 41,
info@louis-lewandowski-festival.de | www. louis-lewandowski-festival.de

Der Verein der Freunde und Förderer des Synagogal-Ensembles Berlin e.V. widmet sich der Pflege der musikalischen Tradition des jüdischen Komponisten Louis Lewandowski, dieses großen Reformators der jüdischen Liturgie im Berlin des 19. Jahrhunderts.

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